PORTRÄT

In Basel (Schweiz) geboren und aufgewachsen gab ich mir Mühe, die Schulen mit geringem Aufwand zu absolvieren, studierte Recht und Wirtschaft an den Universitäten von Basel und St. Gallen und doktorierte mit einer Dissertation, die – wie sich bald zeigte – niemanden interessierte. 1959 gewann ich den ersten Preis im Kurzgeschichtenwettbewerb eines Science Fiction-Magazins in Deutschland. Das Magazin akzeptierte zwei weitere Kurzgeschichten von mir zur Publikation, geriet aber vorher in Konkurs. Die erste Kurzgeschichte wurde übersetzt und auch in Frankreich veröffentlicht. Von beiden Ausgaben besitze ich keine Belegexemplare mehr!

Ich arbeitete mit Begeisterung als Journalist für zwei Tageszeitungen; das Studium kam eher zu kurz. Nebenher übersetzte ich für einen deutschen Verlag zwei Science Fiction-Romane aus dem Englischen. Das dritte Werk, das mir zur Übersetzung offeriert wurde, überstieg meine damaligen Sprachkenntnisse. Es war The Lord of the Rings; es wäre die erste deutsche Fassung des weltberühmten Werkes geworden. Irgendwie brachte ich die Uni hinter mich, problemlos, wurde Rechtsanwalt und Notar; später löste ein kurzer Abstecher in die Rechtsabteilung eines Industrieunternehmens keine Begeisterung aus, der Eintritt in eine angesehene Anwaltskanzlei mit einem unerträglichen Seniorpartner ebenso wenig.

Reisen war mir immer wichtig, und die Erinnerungen an andere Länder und Menschen begleiten mich. Schönes, Interessantes und Unangenehmes ruhen nebeneinander im Speicher meines Gehirns: ein Abendessen an der Mole im Hafen von Piräus mit einer hübschen Griechin; eine Zeugeneinvernahme vor einem Geschworenengericht in Florida in einer Untersuchung gegen einen Klienten wegen Geldwäscherei; ein Besuch eines Massaidorfes in Tansania; eine Flussreise im Urwald von Venezuela; und immer wieder Frankreich – das Elsass, das Burgund, die Champagne mit den herrlichen Weingütern, und und und ...

1977 verbrachte ich mit meiner ersten Frau und unseren beiden Söhnen einen langen Sommer in Cambrils südlich von Tarragona. Ich fing an einen ersten Roman zu schreiben, es entstanden an die sechzig Seiten einer Geschichte, die in Brasilien spielte. Ein Jahr später wurde ich ins Parlament meiner Wohngemeinde Riehen gewählt; damit fing eine fünfzehnjährige Politkarriere an. Auf der Strecke blieb – das bedaure ich heute ausserordentlich – der Brasilienroman.

Unterdessen hatte ich mit Freunden eine neue Anwaltskanzlei gegründet, die heute eine der grössten der Schweiz ist und internationales Ansehen geniesst. Die Lust am Schreiben war mir allerdings nicht ganz abhanden gekommen. 1996, während eines zweiten sabbatical leave, entstand In Sachen Renner. Kurz danach schied ich aus der Kanzlei aus, um kürzer zu treten und wieder Zeit fürs Schreiben zu finden. Es gelang nicht wirklich. Eine kleine Zweierkanzlei wurde eröffnet; aber heute sind darin bereits wieder neun Juristen tätig! Immerhin brachte ich es in den letzten zwei Jahren fertig, bloss knapp die Hälfte der Zeit zu arbeiten, daneben schrieb ich am nächsten Roman.
 
Meine Liebe zu Polen begann in den 90er-Jahren, als ich meine heutige Frau kennenlernte. Eine neue Welt tat sich mir auf, die weiten Landschaften, die großen Wälder – daneben erscheint die Schweiz zwar schön, aber massiv überbaut. Unterdessen haben wir ein Haus in Masuren; es ist zu meinem liebsten Zufluchtsort geworden. Meiner Frau Jolanta bin ich unendlich dankbar dafür, dass sie mich beim Schreiben unterstützt, meine Texte als Erste liest und mich auf Fehler aufmerksam macht. Kummer bereitet mir einzig die polnische Sprache – ich verstehe nicht, wie man immer wieder so viele Konsonanten und Zischlaute aneinander hängen kann, bis dann endlich, endlich ein kleiner Vokal auftaucht!